The Seoulman

Monday, January 16, 2006

Am letzten Wochenende habe ich leider nicht so viel machen koennen, da ich ein wenig krank war (Halsschmerzen, Schnupfen, Kopfschmerzen..). Daher habe ich mir am Samstag nur kurz das Olympiastadion von 1988, ein paar danebenliegende Sportstaetten sowie dazwischenliegende Parks angeschaut. Aufgrund des Winters sieht hier in Korea momentan alles etwas langweilig und farblos aus, aber mit ein bisschen Phantasie kann man erahnen, wie es im Fruehling und Sommer aussieht.

Die Einheimischen haben mir gesagt, dass es im April alles ganz toll aussehen soll. Da bin ich ja mal gespannt und hoffe, dass ich im April die Zeit haben werde, um mir die schoenen Dinge in Seoul noch einmal anzuschauen. Ansonsten habe ich die meiste Zeit am Wochenende im Bett verbracht...

Inzwischen habe ich mein Zimmer etwas eingerichtet (die einzige Wanddekoration, die ich organisieren konnte, waren Poster mit Porsche-Fahrzeugen). Daher sieht mein Zimmer teilweise wie ein Verkaufsraum aus. Mein Zimmer befindet sich in der ersten Etage eines Mehrfamilienhauses und ist ungefaehr 5 Minuten von der naechsten Subway-Station entfernt.

In meiner Strasse gibt es jede Menge Restaurants (ich wuerde euch ja gerne sagen, was man bei denen essen kann, aber ich kann die Schilder nicht lesen) und Kneipen, daher ist es bei mir meist auch etwas laut, aber das muss man in einer Grossstadt in Kauf nehmen (dafuer ist die Lage sehr gut). Beim Blick aus dem Fenster kann man von meiner Wohnung aus einen kleinen Nachbarsgarten sowie eine nahe gelegene Kirche sehen.

Meine Wohnung ist soweit ganz schoen und ist mit allem ausgestattet, was man braucht (Kueche, Kuehlschrank, Badezimmer, Fernseher, Mikrowelle...). Allerdings fehlt jegliches Kuechenmobiliar, was das Kochen nicht gerade erleichtert. Im Badezimmer fehlt leider auch eine Heizung, so dass einen dort jeden Morgen schoene eisige Kaelte erwartet. Eine Waschmaschine steht auch bei mir im Badezimmer, allerdings muss ich mich entscheiden, ob ich Duschen moechte oder die Waschmaschine benutzen moechte. In Korea ist es naemlich so, dass das Badezimmer auch gleichzeitig die Dusche ist. Das bedeutet, man duscht direkt auf dem Badezimmerboden und verursacht dann natuerlich eine riesige Sauerei. Und die Anschluesse fuer die Waschmaschine sind so positioniert, das die Waschmaschine dort stehen muss, wo man auch duscht. Alles ziemlich daemlich konstruiert, daher muss ich die Waschmaschine in der Woche total vom Wassernetz abklemmen und sie so stellen, dass ich duschen kann.

Die Leute auf der Arbeit sind immer noch sehr nett zu mir. Manchmal finde ich das aber auch ein wenig merkwuerdig, denn wie reagieren Koreaner wenn einmal etwas nicht so laeuft, wie sie sich das vorstellen. Laecheln die dann immer noch??! Ich werde es schon sehen.
Bisher sind meine Aufgaben noch nicht so wirklich herausfordernd. Da ich hier in Korea im Service Center der erste Praktikant ueberhaupt bin, kommt es mir manchmal so vor, als wissen die Leute (speziell mein Chef) gar nicht, wie sie mit einem Praktikanten umgehen sollen. Ich war zwar bei fast allen wichtigen Meetings dabei, in denen viele Dinge besprochen werden (natuerlich auf koreanisch), aber so richtig produktiv war ich noch nicht (ich habe bisher eine Kundenzufriedenheitsbefragung ausgewertet, ein paar Praesentationen erstellt und jede Menge gelesen). Naja, ein so entspanntes Praktikum hatte ich bisher noch nicht gehabt, aber es koennte ruhig ein wenig mehr Arbeit fuer mich geben, denn auf die Dauer werde ich mich hier sonst ziemlich langweilen. Ich denke, mit der Zeit wird sich das aber alles von alleine regeln.

Letzte Woche Mittwoch abend hatte ich aber noch ein Erlebnis, das man in Deutschland ganz sicher nicht gehabt haette und davon wollte ich Euch noch berichten. Nachdem ich mich mit Carsten, Steffen (Praktikanten), Christof (Trainee), Paul (Nachfolger von Steffen) und einer Freundin von Paul zum Essen getroffen hatte, habe ich mich in der Naehe von meiner Wohnung auf die Suche nach einer Waescherei gemacht, die zukuenftig meine Hemden buegeln sollte. Naja, ich war bewaffnet mit einem Zettel auf dem "Se tak so" stand. Das bedeutet soviel wie Waescherei (Lautschrift). Also gut, ich dachte mir, irgendwer kann mir da schon weiterhelfen.

Die erste Frau, die ich damit angesprochen habe, schaute mich nur total merkwuerdig an (so als wenn ich von einem anderen Stern kommen wuerde) und drueckte mit ihrer Gestik aus, dass sie sich nicht auskennt. Aber davon wollte ich mich nicht entmutigen lassen und habe direkt den zweiten Versuch gestartet. Als ich einen Geschaeftsmann an der Fussgaengerampel angesprochen habe, versuchte dieser mir zunaechst auf Englisch den Weg zu einer moeglichen Waescherei zu erklaeren, aber auch er wusste nicht so genau, wo die denn sein sollte. Nachdem ich noch ein paar bloede Fragen gestellt hatte, meinte er nur: "Ich habe zwar nicht viel Zeit, aber ich zeige Dir den Weg zur Waescherei" Naja, ich und Gun-Suk Kim (das war sein Name und er ist Teamleiter von irgendeiner Engineering-Firma in einem der groessten Hochhaeuser von Seoul) haben dann ungefaehr eine halbe Stunde nach einer Waescherei gesucht, wobei er in jede zweite Kneipe hereingegangen ist und sich dort nach dem Weg erkundigte. Nach einer halben Stunde waren wir nun endlich am Ziel.
Nun aber das naechste Problem: Wie erklaert man einem ungefaehr 60 Jahre alten Waeschereibesitzer, der kein Wort Englisch versteht, was man moechte. Aber zum Glueck war ja noch Gun-Suk dabei, der die Kommunikation uebernahm und staendig von koreanisch auf Englisch und zurueck uebersetzte. Nach ein paar Minuten war dann alles geklaert, der Waeschereibesitzer lud uns noch auf einen Kaffee ein, und wir redeten ein wenig ueber Fussball (erstaunlich wie viele deutsche Fussballspieler die beiden mit Namen kannten!!).
Als ich mit Gun-Suk wieder an der Ampel stand, an der ich ihn angesprochen hatte, bedankte ich mich freundlich bei ihm und wollte ihm eigentlich nur noch "Tschuess" sagen, als er meinte, ob ich nicht noch Lust auf ein Bier haette. Normalerweise haette ich ihn einladen muessen, aber in Korea ist das normal, dass immer der aelteste in der Runde die Rechnung begleicht. Nun gut, ich und der Koreaner sind dann also in eine Kneipe gegangen, wo er dann eine Runde nach der anderen bezahlt hat. Wenn ich nicht schon zu Abend gegessen haette, dann haette er mir auch das noch bezahlt. So bestellte er nur einen riesigen Teller mit Obst fuer mich. Naja, er erzaehlte mir von Frau und Kind, und dass er als Student in England fuer 2 Monate gewesen war.... Er war ziemlich froh, sich mit mir auf Englisch zu unterhalten und bot sich auch direkt als Stadtfuehrer an. In Deutschland wuerde so etwas, denke ich, nie passieren. In Korea sind die Leute noch gluecklich, wenn Sie eine gute Tat pro Tag tun. Und fuer Gun-Suk war das eine gute Tat. Der Abend mit Gun-Suk endete nach etlichen koreanischen, mexikanischen und deutschen Bieren um 2:30 Uhr und er loehnte dann insgesamt 95.000 Won, was in etwa 95 Dollar sind und freute sich noch darueber, dass er mich getroffen hatte.

6 Comments:

  • Kann ich ja demnächst mal versuchen, ob das hier in Köln auch klappt...

    By Anonymous Anonymous, at 7:55 PM  

  • Hey Sven alte Hippe,

    pass auf mit so freundlich erscheinenen Typen! Mich hat in San Francisco mal ein Typ angesprochen und aufn Bier eingeladen, nur dass der Kerl stockschwul war und mir an die Waesche wollte!! Solltest Gun-Suk mal nach seinen Vorlieben fragen ;o))
    Du musst zudem mal ein paar von den Menschen da fotografieren, so viele 'lang-und-breit-Augen' gibts hier ja nicht, sieht doch bestimmt interessant aus.
    Wieviel Grad ist es denn in Seoul gerade? Hier kommt kaltes Hochdruckgebiet ausm Osten, kannst Du mit -10 Grad mithalten?

    By Blogger Björn, at 10:19 PM  

  • Was soll das denn heißen? Daß wir hier in Deutschland nicht nett zu Fremden wären? Hab ich ja noch noch nie gehört!
    Ich würde auch jeden x-beliebigen Typ von der Fußgängerampel mitnehmen, für 100 Euro mit Bier abfüllen und ihn nicht mehr gehen lassen.
    Gott sei Dank haßt du ihn nicht nach dem Weg zum Flughafen gefragt, der hätte sich doch dann mit in den Flieger gesetzt und auch deinen Flug bezahlt. Obwohl...
    Das mit den Temperaturen würde mich auch interessieren, hab gerade gehört daß im Osten schon fünf Leute erfroren sind. Ist aber auch frisch!

    By Anonymous Anonymous, at 11:29 PM  

  • Moin!

    Siehst ja schon wieder ganz gesund aus. Deine Bude scheint ja auch ganz OK zu sein! Wieviel zahlst du denn dafür?

    By Anonymous Anonymous, at 2:41 AM  

  • Tagsueber sind es hier meist nicht mehr als 2 bis 3 Grad, morgens und speziell nachts wird es aber schnell mal -5 Grad oder auch mehr. Am Wochenende waren es laut Wetterbericht -8 Grad. Wegen des eisigen Windes fuehlt es sich staendig schweinekalt an.
    Fuer meine Wohnung zahle ich zum Glueck nichts, da das alles ueber die Firma laeuft. Mir wurde aber gesagt, dass meine Wohnung so um die 800.000 Won (entspricht in etwa 700 Euro) kostet. Natuerlich ist damit nur die Kaltmiete gemeint. Fuer einen Praktikanten also quasi nicht zu finanzieren, daher bin ich froh, dass das alles von der Firma uebernommen wird.

    By Blogger sven, at 3:22 PM  

  • Na du,

    hört sich ja klasse an. Bekommt man glatt Fernweh. Ein bisschen andere Kultur, neue Leute... Da kann ja nichts schieflaufen.

    Drück dir die Daumen, dass das so bleibt.

    Lieben Gruß

    Andrea

    By Anonymous Anonymous, at 5:37 AM  

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